Das Jahresthema 2023 wirft einen Blick auf "50 Jahre deutsche Präsenz in den Vereinten Nationen". Es stellt die Rolle Deutschlands innerhalb der UN und die globalen Herausforderungen, denen sich sowohl Deutschland als auch die UN gegenübersehen, in den Mittelpunkt unserer Arbeit in der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) in diesem Jahr. Am 18. September 1973 wurden sowohl die Bundesrepublik Deutschland (BRD) als auch die Deutsche Demokratische Republik (DDR) in einer feierlichen Zeremonie vor dem Hauptgebäude der UN in New York als Mitglieder Nr. 133 und 134 aufgenommen. Beide traten damit wieder der internationalen Gemeinschaft bei und bereicherten die UN.
In verschiedenen UN-Bereichen zeigten sich beide Staaten aktiv und die BRD war in den Jahren 1977/1978 und 1987/1988 als nicht ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat vertreten, während die DDR dies in den Jahren 1980/1981 war. Mit der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 endete die Doppelmitgliedschaft und eröffnete neue Möglichkeiten für die UN-Politik Deutschlands. Der Multilateralismus ist jedoch unter Druck und die UN müssen handeln.
Heutzutage steht ein wiedervereinigtes Deutschland gemeinsam mit den UN vor zahlreichen Herausforderungen wie Armut, Pandemien und Klimawandel. Zudem erhöhen geopolitische Spannungen die Herausforderungen innerhalb der UN-Strukturen. Damit ergeben sich wichtige Fragen bezüglich der Rolle der UN in Krisenbewältigung und globaler Zukunftsplanung, sowie der Rolle Deutschlands in den UN im Kontext dieser „Zeitenwende“.
Unser Fokus für dieses Jahr liegt auf der 50-jährigen Mitgliedschaft Deutschlands in den UN und der Diskussion über die zukünftige UN-Politik Deutschlands. Besonders die Rolle Deutschlands als Co-Leader des UN-Zukunftsgipfels (Summit of the Future) 2024 zusammen mit Namibia rückt in den Mittelpunkt.
Der UN-Zukunftsgipfel hat hohe Erwartungen zu erfüllen. Am 22. und 23. September 2024 wird er Vertreter aller UN-Mitgliedsstaaten zusammenbringen, um den Multilateralismus zu stärken, das globale Krisenmanagement zu verbessern und die Fähigkeit der UN zur Reaktion auf globale Schocks zu steigern. Zudem wird die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs) im Mittelpunkt stehen.
Deutschland hat jetzt die Möglichkeit, sich für einen starken Multilateralismus und eine erfolgreiche Agenda 2030 einzusetzen und andere Mitgliedstaaten für potenzielle UN-Reformen zu mobilisieren. Insbesondere das Vetorecht der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats steht im Fokus, da Deutschland es seit Langem kritisiert. Daher bereitet sich Deutschland auf eine Kandidatur als nicht ständiges Mitglied im Sicherheitsrat für die Jahre 2027/2028 vor, um eine größere politische Präsenz in den UN zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.
Die Vorbereitung auf den Zukunftsgipfel und die Umsetzung der Agenda 2030 sind wichtige Themen für 2023. Die Jugend spielt hier eine entscheidende Rolle. Bei der DGVN-Jugendkonferenz "Die UN und WIR. Jugend gestaltet globale Zukunft" diskutierten etwa 300 Jugendliche aus ganz Deutschland über die Zukunft Deutschlands in den UN. Sie richteten ihren Fokus auf Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, digitalen Wandel, Klimakrise und Artenvielfalt, Flucht und Migration, nachhaltiges Leben, Bildung und Chancen, Frieden und Sicherheit und Menschenrechte und formulierten politische Forderungen. Ein weiteres Jugendtreffen ist für dieses Jahr geplant.