Vor der Beisetzung Nawalnys in Moskau: Einschüchternde Präsenz der Sicherheitskräfte
Datum: 01.03.2024, 11:16 Uhr
Heute soll in Moskau der bekannte Kritiker des Kremls, Alexej Nawalny, beigesetzt werden. Rund um die Kirche, wo die Trauerfeier stattfinden wird, haben sich bereits Menschen versammelt. Es gibt Befürchtungen, dass die Polizei gegen Anhänger des Verstorbenen vorgehen könnte. Die russische Staatsmacht hat eine beispiellose Drohkulisse an der Kirche und dem Friedhof aufgebaut, wo Nawalny zur letzten Ruhe gebettet werden soll. Metallabsperrungen wurden errichtet, und schon in den frühen Morgenstunden nahmen zahlreiche Einsatzfahrzeuge mit uniformiertem Personal Position ein. Die Polizei kontrollierte die Dokumente und persönlichen Gegenstände von Passanten, wie aus Berichten russischer Medien hervorgeht.
Trotz des massiven Polizei- und Sicherheitsaufgebots fanden sich Hunderte von Menschen an der Kirche ein, um Nawalny die letzte Ehre zu erweisen, wie Nachrichtenagenturen berichten. Die Trauernden, einige mit Blumen in den Händen, mussten sich an den Metallgittern vorbei drängen.
Die Trauerfeier ist für 14:00 Uhr Ortszeit in der Kirche geplant, die der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" gewidmet ist, im Bezirk Marjino. Die Beisetzung soll zwei Stunden später auf dem Friedhof Borissowskoje stattfinden, der etwa eine halbe Stunde Fußweg entfernt liegt.
Es wird befürchtet, dass der russische Staatsapparat hart gegen Unterstützer Nawalnys durchgreifen könnte. Bereits am Vortag nahm die Polizei am Friedhof Position ein und führte Kontrollen durch. In den Wochen vor der Beerdigung wurden bereits Hunderte Menschen festgenommen, die Blumen an Denkmälern für den Oppositionspolitiker niederlegen wollten.
Die Witwe Nawalnys, die seine oppositionelle Arbeit im Exil fortsetzen möchte, äußerte ebenfalls die Befürchtung, dass Trauergäste festgenommen werden könnten. In Russland ist es üblich, dass die Trauergemeinde am offenen Sarg Abschied nimmt.
Unterstützer Nawalnys riefen dazu auf, sich am Freitagabend an bestimmten Orten in ihren Heimatstädten zu versammeln. Der Kreml hat diese Aufrufe als Provokation bezeichnet und davor gewarnt, dass die Polizei das Gesetz durchsetzen werde.
Nawalnys Sprecherin berichtete von Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen für die Trauerfeier, einschließlich der Organisation eines Leichenwagens. Moskauer Bestattungsunternehmen sollen Drohanrufe erhalten haben, die sie davor warnten, den Leichnam zu transportieren. Die Familie hatte zudem Schwierigkeiten, den Leichnam zu finden und berichtete von Druck durch Staatsvertreter.
Nawalny starb offiziell am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager. Seine Unterstützer und internationale Beobachter zweifeln an der offiziellen Darstellung einer "natürlichen" Todesursache. Die russischen Behörden haben die Todesursache als unbekannt angegeben.